Schirmherrschaft

Schirmherrschaft

Sechs Fragen an Kultusministerin Julia Willie Hamburg

Kultusministerin Julia Willie Hamburg – Schirmherrschaft Projekt funky

Frau Hamburg, Sie haben die Schirmherrschaft für das Projekt funky übernommen. Welche Bedeutung hat dieses Projekt für die Medienbildung? 

 In der heutigen Zeit werden die „traditionellen“ Print- und audiovisuellen Medien zunehmend erweitert um die digitalen Medien, die in unserer Gesellschaft einen immer größeren Raum einnehmen. Ebenso ist auch die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen stark geprägt von medialen Einflüssen und hier gilt es, die Kompetenzen im Umgang mit diesen Medien auszubilden.

Medienbildung zielt folglich darauf ab, die Wahrnehmung zu schärfen, sich also z. B. seiner Persönlichkeitsrechte oder der Gefahrenquellen bewusst zu werden ebenso wie zu lernen, Fake News zu identifizieren oder sich selbst verantwortungsbewusst insbesondere in den sozialen Medien zu bewegen. Demnach ist ein Teilaspekt, dass Schülerinnen und Schüler lernen, sich mit Informationen kritisch auseinanderzusetzen. Das Wissen darüber, wie Meldungen entstehen, ist wichtig, um beispielsweise beurteilen zu können, welche Quellen seriös sind.

An dieser Stelle leistet das Projekt funky einen nachhaltigen Beitrag, denn es arbeitet crossmedial und kann fächerübergreifend eingesetzt werden. Indem Aspekte wie Fake News oder Verschwörungstheorien mithilfe von funky thematisiert werden, wird die Medienkompetenz der Lernenden gestärkt.

Somit ist das Projekt funky eine interessante Ergänzung für Medienbildung in Schule. Zusätzlich werden hierbei auch die Lese- und Schreibkompetenzen gefördert, die Kernkompetenzen für den weiteren Lebensweg der Lernenden sind. 

Schülerinnen und Schüler nutzen digitale Medien mittlerweile geradezu selbstverständlich; welchen Beitrag kann in diesem Zusammenhang ein crossmediales Angebot wie funky für die Schule leisten? 

 Dadurch, dass auch die medialen Angebote im Alltag untereinander immer stärker vernetzt sind, ist ein crossmediales Angebot, das diesen Aspekt thematisch aufarbeitet, sehr sinnvoll. Auch wenn Schülerinnen und Schüler mit digitalen Medien täglich umgehen, heißt das nicht, dass sie diese automatisch reflektieren. Genau hier hilft die Medienbildung – und damit auch funky – dabei, zum Beispiel zu lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen oder das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass Medien immer nur einen Teil des großen Ganzen abbilden.

So unterstützt man die Heranwachsenden auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung, indem man sie dafür sensibilisiert, dass Medien unsere Ein- und Vorstellungen prägen. Zudem ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler ihre Lebenswelt innerhalb und außerhalb von Schule nicht als zwei voneinander unabhängige Teile sehen. Auch an dieser Stelle ist funky ein Bindeglied, dass Informationen von außen in die Schule trägt und damit Verknüpfungen zwischen beiden Lebensbereichen herstellt. 

Wie werden Medienkompetenzen in einem zeitgemäßen und zukunftsorientierten Unterricht vermittelt?

Zeitgemäßer und zukunftsorientierter Unterricht passt sich der Ausgangssituation und den Bedürfnissen der Lernenden an. Dementsprechend werden Medienkompetenzen am besten geschult, indem man die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen aktiv mit einbezieht. Handlungsorientierte Ansätze, die auf Kommunikation, Kooperation und Kreativität der Lernenden setzen, bieten sich an dieser Stelle besonders an. Digitale Medien bieten eine Vielzahl an Möglichkeiten für den Unterricht und die gleichzeitige Ausbildung der Medienkompetenzen. 

Nehmen wir doch nur ein paar Beispiele. Wenn man mediale Gestaltungselemente in Filmen mithilfe von Software analysiert, um deren Wirkung zu entschlüsseln, liegt es nahe, die Lernenden auch eigene Sequenzen produzieren und bearbeiten zu lassen. Mit ähnlichen digitalen Mitteln lassen sich im Sportunterricht Bewegungsabläufe untersuchen. In den Naturwissenschaften gibt es mittlerweile viele Wege, um z. B. digitale Versuchsprotokolle zu erstellen. Zu guter Letzt kann man sich auch unter anderem durch das Projekt funky mit Nachrichten – richtigen und falschen – im Deutsch- oder Politikunterricht auseinandersetzen.

All das aktiviert die Lernenden und zeigt aber auch, dass Medienkompetenz und die Vermittlung von Unterrichtsinhalten Hand in Hand gehen. Medienbildung ist eine Querschnittsaufgabe, denn es ist wichtig und machbar, dass Medienkompetenzen in jedem Fach aufgebaut werden. So schafft Schule die größtmögliche Basis, um Schülerinnen und Schüler auf eine Zukunft vorzubereiten, die immer weiter durch die Digitalisierung geprägt sein wird. 

All das passt zur KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ und zu unserem niedersächsischen Orientierungsrahmen Medienbildung, die hier die grobe Richtung angeben. Diese Richtung wird in den Kerncurricula für die einzelnen Schulformen und Fächer, die gerade angepasst werden, weiter ausgeschärft anhand von solch konkreten Beispielen wie oben. Abschließend konkretisieren die Schulen selbst ihre Ideen in Medienbildungskonzepten. Somit ist Medienbildung im Unterricht an niedersächsischen Schulen fest verankert. 

Inwiefern hat die Pandemie die Bildung mit digitalen Medien in Niedersachsen beeinflusst?

Wenn die Pandemie einen positiven Effekt hatte, dann den, dass wir in Schule und Bildung gemerkt haben, wie sehr digitale Medien den Unterricht bereichern können. Während der Pandemie waren alle in Schule viel stärker als sonst darauf angewiesen, Unterricht digital zu gestalten, sei es komplett im Distanzlernen oder auch im Hybridlernen. Das hat gleichzeitig Lehrkräfte dazu angespornt, nach neuen digitalen Möglichkeiten zu suchen und diese auszuprobieren. Hier war auch das vorzeitige Ausrollen des Entwicklungsprojekts der niedersächsischen Bildungscloud an vielen Stellen sicherlich eine große Hilfe dabei, Unterricht digital zu gestalten, da man in der NBC den eigenen Unterricht 1:1 digital abbilden und über die Plattform ortsunabhängig kollaborativ arbeiten kann. 

Somit hat die Pandemie uns hier zum einen gezeigt, wie sinnvoll es ist, dass wir die NBC als Lernmanagement-System weiterentwickeln. Zum anderen hatte das auch alles großen Einfluss auf den Ausbau digitaler Infrastruktur und die Ausstattung mit Endgeräten. Und schlussendlich ist seit der Pandemie das Interesse von Lehrkräften an digitalen Werkzeugen und Unterrichtsmaterialien noch größer als es sowieso schon war, was auch zur Folge hat, dass das Fortbildungsangebot in diesem Themenbereich deutlich ausgebaut wurde und wird. 

Als Letztes hat das Corona-Aufholpaket „Startklar in die Zukunft“ es uns dann gerade vor Kurzem ermöglicht, in großem Stil Software-Anwendungen für die Schulen des Landes anzuschaffen, die das Lehren und Lernen in Schule sinnvoll unterstützen werden. 

Wie ist der aktuelle Stand der digitalen Transformation an niedersächsischen Schulen?

Die Basis für eine nachhaltige digitale Transformation legt natürlich in jedem Fall eine leistungsfähige Infrastruktur, deren Umsetzung in einem Flächenland wie Niedersachsen schon Herausforderungen birgt. Diesen stellen wir uns in Niedersachsen kontinuierlich, sodass wir auf einem guten Weg sind, denn mit dem DigitalPakt Schule sowie mit dem niedersächsischen Masterplan Digitalisierung wird großflächig in die digitale Infrastruktur unseres Landes investiert. 

2020 wurde das Sofortausstattungsprogramm für die digitalen Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler mit Bedarf vollständig umgesetzt, um das Distanzlernen für alle Lernenden sicherzustellen. Ebenso wurden die Mittel der beiden Zusatzprogramme des DigitalPakts Schule für die Ausstattung der Lehrkräfte mit digitalen Leihgeräten und die Verstärkung der administrativen Unterstützung für Schulen gut angelegt. Natürlich bleibt noch einiges zu tun – und auch die Voraussetzungen an einzelnen Schulen sind noch sehr unterschiedlich. Hier gilt es beherzt weitere Schritte zu gehen und Lücken zu schließen. 

Was macht den besonderen Effekt einer Kooperation zwischen Medienpraxis und Schule aus?

Grundsätzlich bedeutet jede Kooperation mit außerschulischen Partnern einen Gewinn für die Bereiche der Berufsorientierung und der Medienbildung. Ein großer Vorteil ist der Wechsel des Blickwinkels: Jeder Austausch mit Menschen aus der Praxis erweitert den Horizont und lässt Lernende eine Thematik unter einer anderen Perspektive betrachten. Damit erhöht sich ihre Fähigkeit, Informationen und Meinungen zu reflektieren und einen eigenen Standpunkt zu finden. 

Im konkreten Fall von funky oder der Medienpraxis trifft das dementsprechend auch zu. So unterscheiden sich die Materialien, die durch das Projekt funky erstellt wurden, von anderen Materialien, die in Schule verwendet werden und bereichern die Auseinandersetzung mit Themen in der Schule. Zusätzlich hat der Praxisbezug auch positive Effekte auf die Motivation und den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern.