Schirmherrschaft

Schirmherrschaft

Fünf Fragen an Kultusministerin Julia Willie Hamburg

Kultusministerin Julia Willie Hamburg – Schirmherrschaft Projekt funky

Frau Hamburg, Sie haben die Schirmherrschaft für das Projekt funky übernommen. Welche Bedeutung hat dieses Projekt für die Medienbildung? 

Wir alle begegnen täglich einer Fülle von Informationen, die uns über die traditionellen Print- und audiovisuellen Medien ebenso wie über diverse digitale Medienkanäle erreichen. Kindern und Jugendlichen geht es genauso, nur dass ihre Kompetenzen im Umgang mit bzw. in der Einschätzung von medialen Inhalten noch ausgebildet werden müssen. Die schulische Medienbildung verfolgt genau diese Ziele – die Wahrnehmung für mediale Inhalte zu schärfen. Dazu zählt zum Beispiel, sich seiner Persönlichkeitsrechte bewusst zu werden oder sich selbst verantwortungsbewusst insbesondere in den sozialen Medien zu bewegen, aber auch Risiken zu identifizieren und Informationen zu hinterfragen. 

Gerade in Zeiten von KI, in der Fake News noch viel effizienter und glaubwürdiger kreiert werden können als das bisher der Fall war, ist es besonders wichtig, Informationen richtig einschätzen zu lernen. Demnach ist ein Teilaspekt, dass Schülerinnen und Schüler zu einer kritischen Auseinandersetzung mit Informationen hingeführt werden. An dieser Stelle leistet das Projekt funky einen nachhaltigen Beitrag, denn es arbeitet crossmedial und kann fächerübergreifend eingesetzt werden. 

Schülerinnen und Schüler nutzen digitale Medien mittlerweile geradezu selbstverständlich; welchen Beitrag kann in diesem Zusammenhang ein crossmediales Angebot wie funky für die Schule leisten? 

Unser Alltag ist zunehmend von Digitalität geprägt. So werden auch mediale Inhalte untereinander immer stärker verknüpft und auf diversen Kanälen verbreitet. Dementsprechend ist ein crossmediales Angebot, das diesen Aspekt thematisch aufarbeitet, sehr sinnvoll. Selbst wenn Schülerinnen und Schüler mit Medien täglich umgehen, müssen sie erst lernen, diese kritisch zu hinterfragen.

Indem Aspekte wie Fake News oder Verschwörungstheorien mithilfe von funky thematisiert werden, wird die Medienkompetenz der Lernenden gestärkt. So bilden sie auch ihr Wissen darüber aus, wie Meldungen entstehen, um in der Folge beurteilen zu können, welche Quellen glaubwürdig sind und an welchen Stellen man lieber einen Faktencheck durchführen sollte. 

Somit ist das Projekt funky eine interessante Ergänzung für Medienbildung in Schule. Dass hier zusätzlich mit Lese- und Schreibkompetenz weitere Kernkompetenzen gefördert werden, macht funky zu einem besonders wertvollen Projekt. 

Außerdem ist es wichtig, dass Schülerinnen und Schüler ihre Lebenswelt innerhalb und außerhalb von Schule nicht als zwei voneinander unabhängige Teile sehen. Auch an dieser Stelle ist funky ein Bindeglied, das Informationen von außen in die Schule trägt und damit Verknüpfungen zwischen beiden Lebensbereichen herstellt.

Wie werden Medienkompetenzen in einem zeitgemäßen und zukunftsorientierten Unterricht vermittelt?

Zeitgemäßer und zukunftsorientierter Unterricht versucht immer, an die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen anzuknüpfen. So werden Medienkompetenzen sinnvoll geschult, indem man diese Lebenswelt aktiv mit in den Unterricht einbezieht. Das 4K-Modell hat vier Kompetenzen als wesentlich für Lernende im 21. Jahrhundert identifiziert: Kollaboration, Kreativität, kritisches Denken und Kommunikation. In diesem Sinne lassen sich die vielfältigen Möglichkeiten, die digitale Medien zunehmend bieten, gewinnbringend nutzen und so wird aber auch gleichzeitig Medienkompetenz ausgebildet. 

Medienbildung ist eine Querschnittsaufgabe, die jedes Fach mit aufbauen kann. Auf diese Weise bereitet Schule Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf eine Zukunft vor, die immer weiter durch die Digitalisierung geprägt sein wird. Wenn man zum Beispiel mediale Gestaltungselemente in Filmen mithilfe von Software analysiert, um deren Wirkung zu entschlüsseln, liegt es nahe, die Lernenden auch eigene Sequenzen produzieren und bearbeiten zu lassen. Mit ähnlichen digitalen Mitteln lassen sich im Sportunterricht Bewegungsabläufe untersuchen. In den Naturwissenschaften gibt es mittlerweile viele Wege, um z. B. digitale Versuchsprotokolle zu erstellen. Zu guter Letzt kann man sich auch unter anderem durch das Projekt funky mit Nachrichten – richtigen und falschen – im Deutsch- oder Politikunterricht auseinandersetzen. All das aktiviert die Lernenden und zeigt aber auch, dass Medienkompetenz und die Vermittlung von Unterrichtsinhalten Hand in Hand gehen.

Diese Beispiele sind nur ein paar von denen, die gerade für die Kerncurricula für die einzelnen Schulformen und Fächer weiter ausgeschärft werden. Im Großen und Ganzen orientieren sie sich an der KMK-Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ und an unserem niedersächsischen Orientierungsrahmen Medienbildung in der allgemeinbildenden Schule. Präzisiert und individualisiert wird dies durch die Schulen selbst in ihren Medienbildungskonzepten. So ist Medienbildung im Unterricht an niedersächsischen Schulen fest verankert. 

Wie ist der aktuelle Stand der digitalen Transformation an niedersächsischen Schulen?

Grundlage einer nachhaltigen digitalen Transformation kann nur eine leistungsfähige Infrastruktur sein, deren Umsetzung in einem Flächenland wie Niedersachsen schon Herausforderungen birgt. Diesen stellen wir uns in Niedersachsen kontinuierlich, sodass wir auf einem guten Weg sind, denn mit dem DigitalPakt Schule sowie mit dem niedersächsischen Masterplan Digitalisierung wird großflächig in die digitale Infrastruktur unseres Landes investiert. 

So wurde beispielsweise das Sofortausstattungsprogramm für die digitalen Leihgeräte für Schülerinnen und Schüler mit Bedarf vollständig umgesetzt, um das Distanzlernen für alle Lernenden sicherzustellen. Ebenso wurden die Mittel der beiden Zusatzprogramme des DigitalPakts Schule für die Ausstattung der Lehrkräfte mit digitalen Leihgeräten und die Verstärkung der administrativen Unterstützung für Schulen gut angelegt. 

Im Rahmen des DigitalPakt Schule wird aber nicht nur die Ausstattung der Schulträger und Schulen in den Blick genommen, sondern es werden landesintern und länderübergreifend auch viele digitale Projekte vorangetrieben, um für die Schulen zuverlässige, datenschutzkonforme Lösungen anzubieten, mit denen man Unterricht digital gestalten kann. Eines dieser Projekte ist unter anderem die Niedersächsische Bildungscloud (NBC), die als Lernmanagement-System so weiterentwickelt wird, dass man hier den eigenen Unterricht 1:1 digital abbilden und über die Plattform orts- und zeitunabhängig kollaborativ arbeiten kann – auch schulübergreifend.

Niedersachsen setzt sich ebenfalls mit Nachdruck dafür ein, dass der erste DigitalPakt auch in einem zweiten mündet, sodass begonnene Entwicklungen weitergeführt werden können, aber auch neue Ideen umgesetzt. Wir erleben in unserer zunehmend auf Digitalität ausgerichteten Welt, dass sich alles immer schneller verändert – hier sollte auch weiter investiert werden, um mit den Entwicklungen Schritt zu halten und Schülerinnen und Schüler bestmöglich auf die Zukunft vorzubereiten. 

Dabei spielen natürlich auch die Lehrkräfte eine entscheidende Rolle, deren Interesse an digitalen Werkzeugen und Unterrichtsmaterialien ebenso immer weiterwächst, was auch zur Folge hat, dass das Fortbildungsangebot in diesem Themenbereich deutlich ausgebaut wurde und stetig weiterentwickelt wird. 

Was macht den besonderen Effekt einer Kooperation zwischen Medienpraxis und Schule aus?

Jede Kooperation mit außerschulischen Partnern stellt einen Mehrwert dar, nicht nur für die Berufsorientierung, sondern auch für die Medienbildung. Jeder Austausch mit Menschen aus der Praxis erweitert den Horizont und lässt Lernende eine Thematik unter einer anderen Perspektive betrachten. Damit erhöht sich ihre Fähigkeit, Informationen und Meinungen zu reflektieren und einen eigenen Standpunkt zu finden. 

Natürlich gilt das ebenso im konkreten Fall von funky oder der Medienpraxis. So unterscheiden sich die Materialien, die durch das Projekt funky erstellt wurden, von anderen Materialien, die in Schule verwendet werden und bereichern die Auseinandersetzung mit Themen in der Schule. Zusätzlich hat der Praxisbezug auch positive Effekte auf die Motivation und den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern.